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Vollgestopft!

Wer vom Geschäftsmodell Mensa wirklich profitiert

Vorfreude ist Enttäuschung gewichen. Seit Oktober ist die Mensa nun schon ein wirklich belastendes Thema für uns Studierende. Unterdurchschnittliche Qualität zu überdurchschnittlichem Preis stehen seit dem neuen Betriebskonzept der EUREST auf dem Speiseplan. Und das, obwohl gerade in der Mensa die besten, fast schon monopolistische, Bedingungen herrschen, ein Mittagsmenü zu einem fairen Preis anzubieten – und das wollen wir jetzt durchsetzen. Doch erst einmal von vorne:

Story von Simon Weber
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aktualisiert am 29.01.2024
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Neues Betriebskonzept, alter Betreiber.
Mit Oktober 2023 ist das Betriebskonzept der WU Mensa umgestellt worden. Nachdem der alte Mensavertrag ausgelaufen ist, musste die WU eine Neuausschreibung für den Betrieb der Mensa vornehmen. Darauf bewarben sich verschiedenste Anbieter, wie etwa Don., die österreichische Mensen-Betriebs GmbH und auch der bisherige Betreiber: die EUREST. Der WU schmeckte das Angebot der EUREST am besten und der Anbieter blieb derselbe. Selber Anbieter heißt selbes Angebot und selber Preis. Oder?  

Eben nicht. Von 29.09.2023 auf 02.10.2024 sprangen die Preise quasi über Nacht nach oben. Und das teilweise um satte 71%. So kostet ein Schnitzel-Menü mit Hauptspeise, Suppe, Salat und Getränk (!) im Wintersemester 21/22 noch 6,20 € - mittlerweile sind es 10,65 € und dafür mussten wir auch noch unser Getränk einbüßen.

Strohmann: Inflation
Doch wie konnten die Preise in der WU-Mensa plötzlich so nach oben ziehen? Uns gegenüber argumentierte die Betriebsleitung der EUREST immer wieder mit der hohen Inflation. Die hohe Inflationsrate betrifft uns gerade alle und macht vernünftiges Wirtschaften, auch mit dem privaten Haushaltsbudget, derzeit nicht einfach. Doch laut unserem Experten liegt die Teuerungsrate in der Gastronomie zwischen 2019 und 2023 (und nicht zwischen 29.09.2023 und 02.10.2023) bei höchstens 30%.  Im Vergleich dazu: Die Studienbeihilfe für finanzschwächere Studierende steigt von 2023 auf 2024 nur um 9,7% an.

Dazu kommt, dass sich der Mensa-Betreiber jetzt sogar einiges an Miete spart. Da derzeit nämlich etwa 2/3 der Fläche der Mensa von der WU betreut werden, ist die Uni der EUREST hier mit dem Mietpreis stark entgegengekommen – ein Entgegenkommen, von dem wir als Studierende derzeit noch keinen Cent gesehen haben. Während bei uns zu Hause die Miete steigt, frisst die EUREST weiter unser Geld.

Der Kunde ist König*.
In der Gastronomie orientieren sich die Betreiber in der Regel an den Konsumierenden. Denn in der freien Marktwirtschaft steht es uns als Kundschaft frei, wo wir unser Geld ausgeben möchten. Bei der Betriebsleitung der WU Mensa ist das noch nicht ganz angekommen. Hier sieht man uns Studierende wohl mehr als Mittel zum Zweck, anstatt als zahlende Kundschaft, auf deren Wünsche es einzugehen gilt.

Einer der vielen Wünsche ist, mehr Wahlfreiheit zu haben. Als mündige Kundschaft sind wir durchaus in der Lage, selbst zu wählen, ob wir Bio kaufen wollen, oder nicht. Biozutaten haben ihren Preis. Doch wir wollen wählen können, ob wir bereit sind, diesen Aufpreis zu zahlen.

*ausgenommen sind: Beschwerden zum Preis, Beschwerden über die Qualität der Speisen, Beschwerden über die Qualität der Zutaten, Beschwerden über den Geschmack, Beschwerden zum Service, Beschwerden über das Personal, Beschwerden über die Preis-Leistung, Beschwerden im Allgemeinen, Probleme mit der Qualität, Problemen mit der Fairness und sonstige Anmerkungen.


Marktwirtschaft und Monopolisten.
Und ausgerechnet am WU Campus, wo stets über die negativen Auswirkungen einer Monopolstellung gelehrt wird, hat die Mensa genau das: Ein Monopol. Denn auch, wenn es viele andere Anbieter am Campus gibt – keiner hat die notwendigen Ressourcen wie beispielsweise eine ausreichende Menge an Sitzplätzen oder eine Großküche um die schiere Masse an Studierenden täglich zu bewirten.

Nur die EUREST geführte Mensa hat die notwendigen Kapazitäten so einen großen Ansturm zu bewältigen und genügend Sitzplätze zur Verfügung zu stellen. Und diesen eindeutigen Wettbewerbsvorteil nutzt die EUREST um ihre Preise gewinnmaximierend festzusetzen. Mitgebrachte Speisen und Getränke dürfen in den Räumlichkeiten der WU Mensa nämlich nicht verzehrt werden. Und somit bleibt, gerade bei den aktuellen Temperaturen, kein Platz um die Speisen von Das Campus, Spar, Bashley und Co im Warmen zu verzehren.

 

Aktienkurs gen Norden.
Die EUREST Restaurationsbetriebs GmbH betreibt, neben der WU Mensa, noch 94 weitere Standorte. Nach eigenen Angaben verpflegt sie 65.000 Gäste pro Tag und beschäftigt 1.200 Mitarbeitende, die Gewinnspanne hat sich in den letzten Jahren fast verdreifacht. Das freut vor allem den Eigentümer der EUREST: Die Compass Group. Das an der britischen Börse notierte Unternehmen profitiert gerade von dem durchaus gesunden Unternehmenszustand der EUREST. Denn als einer der größten Catering-Anbieter in Österreich bekommt die EUREST im Großhandel ganz besonders gute Preise: Die Materialaufwandqoute gibt an, wie viel Prozent des Verkaufspreises, die tatsächlichen Materialkosten sind. Das sind bei der EUREST gerade einmal 32 %. Runtergebrochen auf unser Schnitzel-Menü um 9,95 € gibt die Mensa also gerade einmal 3,20 € für die Zutaten aus.

 

Fazit: Nachhilfe.
Trotz dieser hohen Gewinne und dem Quasi-Monopol der EUREST geführten Mensa, merken wir einen starken Rückgang der Gäste in der Mensa. Schließlich sind wir, auch wenn es mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, nicht gezwungen die Kantinenqualität zu Restaurantpreisen zu kaufen.

Das Angebot-und-Nachfrage Modell lernen wir an der WU schon in der STEOP. Auch der Geschäftsleitung der Mensa würde es nicht schaden, die Einführungslehrveranstaltungen einmal zu besuchen. Denn bei den aktuellen Entwicklungen und bei der breit geäußerten Unzufriedenheit nicht einzulenken, lässt zumindest Studierende, die AMC schon abgeschlossen haben, die Stirn runzeln. Da stellt sich uns schon die Frage: Liebe Mensa, wie läuft denn derzeit das Geschäft?

Story von Simon Weber
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aktualisiert am 29.01.2024
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