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Sustainable Survival Guide

Unverpackt - Einkaufen ohne Verpackung

Können kleine alternative Läden mit großen Supermarktketten mithalten?

Hier der Selbsttest

VON LENA HAMMER

Story von Stefan Schuster
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aktualisiert am 24.04.2021
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Meine beiden Mitbewohnerinnen Larissa, Julie und ich haben uns für eine Woche auf ein Experiment eingelassen. Unser Ziel: Einkaufen ohne Verpackung. Doch ist das in Wien für Studierende überhaupt möglich?

Unverpackt Läden

Es ist ein regnerischer Mittwoch-Nachmittag. Mit Regenschirm und ca. 20 Tupperwareboxen im Gepäck sind Larissa, Julie und ich zum Greißler, einem unverpackt Laden in der Albertgasse, gefahren. Falls ihr noch nie in einem dieser Läden einkaufen wart, hier ein paar Tipps (die hätten wir auch zuvor gebraucht..):

  1. So viele Tupperwareboxen wie möglich einpacken!!
  2. Die selbst mitgebrachten Gefäße wiegt man vorher ab und schreibt sich das Gewicht auf. Dafür kann man die vorgesehenen abwaschbaren Stifte verwenden. Diesen Trick haben wir aber erst nach unserem Einkauf bei der Kassa erfahren…
  3. Die guten Sachen befinden sich meist ganz oben, also ist Kreativität und ein guter Gleichgewichtssinn erforderlich. Julie und ich wollten unbedingt das Honig Zimt Müsli, welches sich aber ganz oben im Regal befand. Wir wussten uns zu helfen, wie das Foto beweist.

Unser zweiter Einkauf im Holis Market hat uns sogar noch besser gefallen. Wir haben nachgefragt, wie sie die Ware geliefert bekommen, da ja beim Transport oft viel Plastikmüll anfällt. Trockenware, wie Haferflocken, Reis oder Mehl bekommen sie in 5-25 kg Papier Säcken. Im Laden werden diese in großen Behältern zwischengelagert. Besonders hat uns die Käsetheke gefallen. Der Verkäufer hat jedem von uns ein großes Stück Gouda zum Kosten angeboten. Im Endeffekt haben wir glaube ich mehr probiert als gekauft….

Direkt beim Bauern bestellen

Da wir recht früh gemerkt haben, dass ausschließlich einkaufen in unverpackt Läden nicht in unserem Studentenbudget enthalten ist, haben wir noch andere Möglichkeiten ausprobiert. Im Internet wurde ich auf die Solidarische Landwirtschaft bio.Pflanzen aufmerksam. Auf der Website kann man Gemüse, Kräuter, Obst, aber auch Aufstriche und Eingelegtes bestellen. Diese werden direkt ins WUK im 9. oder 5. Bezirk geliefert. Meine Mitbewohnerin Julia und mich hat vor allem der Mangold um 80 Cent und die Süßkartoffeln um 4 Euro das Kilo angesprochen. Es gibt natürlich weder Ananas, noch andere exotische Früchte und Gemüse, sondern nur saisonale Produkte.

Das Konzept, direkt beim Bauern bestellen zu können, fanden wir sehr ansprechend, auch wenn Salat und Mangold in wiederverwendbaren Plastiksackerln ankamen. Man kommt bei der Abholung mit den ProduzentInnen direkt in Kontakt und alles läuft auf einer sehr freundschaftlichen Basis ab. Eine gute Alternative abseits des Massenkonsums im Supermarkt.

Resteverwertung: ToGoodToGo

Eine weitere Möglichkeit, die wir ausprobiert haben, ist die App ToGoodToGo. Wir haben bei einem italienischen Restaurant übergebliebene Mittagsmenüs bestellt. Larissa und ich haben beide einen Rucksack gefüllt mit verschiedenster Tupperware gepackt. Als wir dort ankamen war das Essen jedoch schon verpackt. Es gab Suppe in Plastikbehältern, Pommes und überbackene Schinken Käserollen in Styroporverpackung. Das alles kam noch dazu in mehreren Plastiksackerln verpackt. All unsere Mühen, das Essen in unseren eigenen Tupperware zu transportieren waren vergeblich. Obwohl wir übergebliebenes Essen retten konnten, ist unser Plastikverbrauch gleichzeitig enorm gestiegen. Ein paar Tage später habe ich die Restaurants in der App nochmals durchgeschaut. Bei einigen stand explizit dabei, man solle seine eigenen Verpackungen mitnehmen. In diesem Falle finde ich das Konzept sehr lobenswert. Jedoch sollte man aufpassen, denn nicht bei allen Restaurants ist das der Fall.

Fazit

Das Selbstexperiment hat uns als WG gezeigt, dass es zu teuer ist, den gesamten Einkauf in unverpackt Läden zu tätigen. Nichtsdestotrotz kaufen wir vor allem Nudeln, Mehl und Getreide dort, da dies unverpackt meist sogar billiger ist. Auch die ein oder andere Schokolade und gebrannte Mandeln sind dabei. Vor allem das freundliche Personal in den unverpackt Läden hat uns sehr gefallen.

Wir wurden super beraten und man ist sehr genau auf unsere Fragen eingegangen. Im Greißler gab es einen großen Tisch mit Holzstühlen. Dieses Arrangement hat zu einer Wohlfühl-Atmosphäre beigetragen. Was wir uns als WG angewöhnt haben ist, immer ein bis zwei Sackerl aus Papier, oder Tupperware für frisches Obst und Gemüse im herkömmlichen Supermarkt mitzunehmen, damit man dort kein Einwegsackerl verwenden muss. Wer keine Tupperware zu Hause hat, eine leere Milchflasche aus Glas, oder auch Papiersackerl können verwendet werden.

Ich hoffe, wir konnten euch mit diesem Erfahrungsbericht dazu anregen, selbst alternative Einkaufsmöglichkeiten auszuprobieren. Über eure Kommentare und Erfahrungen freuen wir uns!

Story von Stefan Schuster
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aktualisiert am 24.04.2021
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